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SOCIAL YEAR in Walvis Bay

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  • AutorenbildRomy Gros

Hochzeiten, Reisen und Beginn des letzten Terms

Hallo Du!

It's been a while...

Kaum zu glauben, dass es so langsam auf die Zielgerade zu geht. Es bleiben mir nur noch wenige Tage, bis ich dieses wundervolle Land verlassen muss. Für mich bedeutet das: Jede Sekunde nutzen! Und genau das habe ich auch die letzten Wochen getan.


Die Ferien nach dem 1. Term sind angebrochen, für mich haben sie in Walvis Bay mit einem Ferienprogramm angefangen. An zwei Tagen der ersten Woche habe ich mit einigen meiner Schwimm-Kids einen Intensivkurs gemacht. Wir mussten die uns verbliebene Zeit optimal nutzen, da der Swimmingpool Ende April zugemacht hat. Winter is coming.



Das sind echt schlechte Nachrichten, da es in Walvis Bay keinen beheizten Pool gibt, der für mich und meine Kids bezahlbar wäre. Für uns bedeutet das, dass mein Schwimmprojekt erstmal nicht weitergehen kann. Die Kids waren sooo kurz vor ihrem Ziel.


Ansonsten habe ich die erste Woche vor allem dazu genutzt, um meinem eigenen Lauftraining nachzugehen und mich mit Freunden zu treffen. Am Donnerstag kamen Clint und Netflix (nein, er heißt nicht wirklich so, das ist sein Spitzname), zwei Freunde aus Windhoek zu Besuch, um das Oster-Wochenende mit mir zu verbringen. Am Freitag hatten wir einen kleinen Braai bei uns zu Hause, um in meinen Geburtstag hinein zu feiern. Das war wirklich ein schöner Abend. So viele Leute, die mir etwas bedeuten auf einem Platz zu haben, war echt ein Geschenk.


Richtig los ging das Abenteuer für mich am darauffolgenden Mittwoch: Anna, eine Freundin von hier, hat mich eingeladen, mit ihr auf die traditionelle Hochzeit ihres Bruders im Norden zu gehen! Zu zweit haben wir uns auf den weiten Weg in das kleine Dörfchen gemacht, in dem ihre Familie wohnt. Mitten in der Nacht sind wir in Omuthya angekommen. Dort ging es auf einer Sandpiste mitten durch den Busch noch circa eine halbe Stunde weiter, bis wir schlussendlich das Dorf erreicht haben. Mich erwarteten drei volle Tage, ohne fließendes Wasser und Strom.

Schon bei Nacht war ich überwältigt von dem was ich sehen konnte und ich wusste, die nächsten Tage würden anders werden, als alles, was ich bis jetzt in Namibia erlebt hatte.

Die ganze Großfamilie lebt dort zusammen in einem "Haus". Genauer gesagt ist das ein großes Areal, abgesteckt mit einem Zaun aus Holzzweigen. In dem Areal sind zum einen Blechhütten, die die einzelnen Zimmer bilden, zum anderen Lehmhütten, die vor allem als Lagerräume dienen. Außerdem wird das große Areal weiter mit Holzzweigen in kleinere Bereiche unterteilt. So halten sich in einigen dieser Bereiche zum Beispiel nur Männer auf, während andere Bereiche für die ältere Generation gedacht ist. Ebenso gibt es drei solcher Bereiche, die zum Kochen gedacht sind. Anfangs war es sehr schwer für mich in diesen Bereichen zurechtzufinden, mir kam das alles wie ein Labyrinth vor. Das Gute für mich war, dass die Bestimmung der Räumlichkeiten während der Hochzeit nicht ganz so streng genommen wird, das bedeutet, ich durfte mich überall aufhalten.

Ich wurde nach meiner Ankunft erstmal von Anna durch alle Bereiche geführt, damit ich mich bei allen vorstellen konnte. Generell haben mich die Familienmitglieder super schnell aufgenommen und herzlich empfangen. Trotzdem wurde ich die vier Tage nur "Shilumbu" genannt, das bedeutet "Weiße" auf Oshiwambo. Gestört hat mich das eigentlich nicht. Die Hochzeit selber erstreckt sich über mehrere Tage. Jeder Tag hat seine eigene Bestimmung und verläuft verschieden. Am ersten vollen Tag, den ich miterlebt habe, sind wir alle in die Kirche zur Trauung gegangen. Der Gottesdienst sollte um 9 Uhr beginnen, der Pastor kam aber erst um 14 Uhr. Wir haben die Zeit genutzt, um in den verschiedensten Konstellationen Fotos zu machen.




Die Trauung selbst war komplett auf Oshiwambo, verstanden habe ich also nichts. Es wurde viel gesungen und getanzt, es wurden Segenswünsche der Gäste an das Brautpaar vorgetragen und natürlich auch wieder ganz viele Fotos gemacht. Bei den Fotos habe ich mich manchmal gefühlt wie auf dem roten Teppich, es wollte wirklich jeder ein Foto von der Weißen im Norden.

Am Abend waren wir dann im Brauthaus eingeladen zum festlichen Abendessen. Doch das mussten wir uns erst verdienen. Zusammen mit dem Brautpaar werden die Gäste von einem Ort zum nächsten geschickt, bis der Vater der Braut entscheidet, dass die Gesellschaft genug gehungert hat und dann schlussendlich auf das Grundstück darf. So wird geprüft, ob der Bräutigam wirklich Geduld für seine Frau aufbringen kann. Während dem ganzen Weg, den wir alle zusammen gelaufen sind, hat eine Gruppe von Kindern für das Brautpaar gesungen und getanzt.



Waren diese mal außer Atem, hat der Rest angefangen zu singen. Am Ende des Marsches kamen wir zu einem Ort, bei dem die Gäste ihre Geschenke übergeben konnten. Dabei war es egal,wie groß das Geschenk war, es wurde immer in einem großen Korb auf dem Kopf zum Brautpaar gebracht.

Danach durften wir endlich Essen. Todmüde sind wir danach wieder zum unserem Haus zurück, um noch einige Sachen für den nächsten Tag vorzubereiten.

Der nächste Tag startete schon vor Sonnenaufgang mit einem Tutorial, wie man sich aus dem Eimer duscht. Eine echte Herausforderung, aber wie cool ist es denn bitte, draußen bei Sonnenaufgang zu duschen?

Den ganzen Tag haben wir eigentlich nur damit verbracht, Essen vorzubereiten. Am Abend haben nämlich wir alle zum Essen eingeladen. Das ist auch der offizielle Tag, an dem die Braut dann bei ihrem zukünftigen Mann das erste Mal schläft.

Was mich bei der Essens-Vorbereitung schockiert hat, war, mit wie viel Zucker hier gekocht wird. Ob Fleisch, Nudelsalat, oder Reis; überall ist Zucker dabei.

Nach dem Festmahl ging es dann im Dorfkern feiern.


Am nächsten Morgen habe ich eine sehr besondere Erfahrung gemacht: Ich sollte am nächsten Brunnen Wasser holen gehen und einen gefüllten 20 Liter Kanister zurück zum Haus tragen. Und nein, das ist nicht normal in Namibia! Dass das Wasser vom Brunnen geholt werden muss, findet man wirklich nur noch in den kleinen Dörfern mitten im Busch. Das ist NICHT namibischer Standard und wirklich nur in vieler unserer europäischen Köpfen als "afrikanisch" verankert.

Das Tragen hat erstaunlich gut funktioniert! Erst als die Leute überrascht mit Sätzen, wie "Ayy,Shilumbu is carrying the water!" reagiert haben, musste ich so lachen, dass ich eine saftige Dusche abbekommen habe.

Mittags musste ich dann leider schon abreisen. Die Zeit im Village war sehr prägend und hat mir nochmal ein ganz neues Namibia gezeigt. Ich bin so froh, diese Erfahrungen gesammelt zu haben und werde diese Tage definitiv als einer meiner Highlights hier in Namibia bezeichnen.






Für mich ging es weiter nach Windhoek.

Von dort sollte ich mich nämlich am nächsten Tag schon in ein neues Abenteuer stürzen: Ob ihr es glaubt oder nicht, ich bin nach Deutschland geflogen! Die Hochzeit im Norden war nämlich nicht die Einzige, an der ich dabei sein wollte, auch bei meinem Bruder durfte ich natürlich nicht fehlen. So habe ich mich für vier Tage in die gute, alte Heimat begeben, ohne irgendjemandem meiner Freunde Bescheid zu geben. Mein Besuch sollte eine Überraschung werden. Ich habe die wenigen Tage komplett ausgeschöpft, viel mit Freunden und der Familie zu unternehmen und habe dann natürlich eine weitere wunderschöne Hochzeit miterlebt. Womit ich meine Probleme war das Wetter. Anfang Mai hat es einfach geschneit!!



Zusammen mit meinen Eltern ging es wieder zurück nach Namibia. Endlich konnte ich ihnen zeigen, in was für einem wundervollen Land ich lebe und vor allem, was ich hier erlebe. Die ersten Tage waren wir zusammen reisen. Dann musste ich zwischendurch auf unser Zwischenseminar, während meine Eltern alleine weiter sind. Das Zwischenseminar war geprägt von Erlebnisberichten der Freiwilligen und einem Austausch von Spiel- und Aktionsideen. Wir wurden ebenfalls auf unsere nicht mehr all zu ferne Heimreise vorbereitet. Außerdem waren in den Tagen einige Geburtstage zu feiern, die gemeinsame Zeit mit allen Freiwilligen wurde also optimal genutzt.


Dann ging auch schon wieder die Schule los. Mit neuen Ideen vom Seminar und neuer Motivation ging es in die Projekte. Es sollte sich einiges verändern. Da ich das Schwimmprojekt aufgeben musste, wollte ich mich noch mehr auf Fußball fokussieren. Die Mädels sollten die optimale Vorbereitung auf die Schulliga bekommen, die mittlerweile im vollen Gange ist. Sowohl die U11, als auch die U13 haben jetzt die Möglichkeit, sich gegen die anderen Schulen zu behaupten.


Mein U11 Team

Am schwierigsten ist mir gefallen, eine Auswahl zu treffen, wen ich spielen lasse und wen nicht. Der erforderliche Papierkram und die daran geknüpften Deadlines haben mir da gute Unterstützung geleistet. So habe ich momentan jeweils 20 selektierte U11 Girls und U13 Girls. Was mich total glücklich macht, ist, dass Mädels, die jetzt nicht in der Liga mitspielen, trotzdem noch ins Training kommen. Es gibt eben immer wieder Turniere, an denen dann auch diese Mädels spielen können.


Meine Eltern haben mich in meinem Alltag stets begleitet. So konnte ich ihnen genau zeigen, wie mein Leben hier abläuft und mit was für Menschen ich zu tun habe. Das war manchmal echt berührend. Ansonsten haben wir auch einige Trips, um Walvis Bay herum gemacht, um das Land weiter zu erkunden.


Sandwich Harbour

Am Tag nachdem meine Eltern gegangen sind, gab es schon wieder neuen Besuch! Mein Bruder, seine Frau und einige Freunde sind auch in Namibia auf reisen und sind bei mir vorbei gekommen. So ging die besondere Alltagszeit direkt weiter. Im Training haben meine Mädels zum Spaß gegen unseren Besuch gekickt. Außerdem haben wir natürlich auch alle Touri-Must-Dos abgeklappert und so eine abwechslungsreiche und vollgepackte Zeit miteinander gehabt.



Nachdem sich der Reisetrupp meines Bruders nach einigen Tagen wieder verabschiedet hat, ging es nur zwei Tage normal für mich weiter, dann hatten wir verlängertes Wochenende. Für mich war das die Chance meinem Bruder hinterher zu reisen und gemeinsam den Etosha-Nationalpark zu erleben. Wir haben so viele schön Tiere gesehen! Mein Highlight waren ca. 20 Elefanten, die direkt vor unserem Auto die Straße überquert haben. Oder drei Hyänen, die in der Dämmerung am Wasserloch versucht haben, ein Zebra anzugreifen, aber von einem Rhino vertrieben wurden.

Nach einigen Übernachtungen in dieser aufregenden Region haben mich Colin und eine Freundin wieder mit an die Küste genommen. Die beiden habe ich per Zufall im Etosha getroffen. Echt praktisch.


Die folgende Woche war vor allem von Fußball geprägt. Die Liga der U11 hat angefangen und meine Mädels schlagen sich in ihren ersten Spielen nicht schlecht! Ich habe mich viel darauf fokussiert, das Halten der Positionen näher zu bringen, doch wie ich mittlerweile feststellen musste, ist das ein laaanger Prozess. Das Gute an der mittlerweile kleineren Trainingsgruppe ist, dass ich mich viel besser auf die Talente und Schwachpunkte der einzelnen Mädels konzentrieren kann. Dadurch wird natürlich auch das Training intensiver und interessanter. Eine meiner größten Herausforderungen ist tatsächlich, einige der Mädels fürs Verteidigen zu motivieren. Jede möchte die sein, die das Tor schießt, aber niemand möchte die Heldin sein, die das Team vor dem Gegentor bewahrt. Wenn jemand Tipps hat, gerne melden!


Fitness Session

So und falls du gedacht hast, von da an ging alles normal weiter, hast du dich getäuscht. Am darauffolgenden Wochenende hat mich mein Bruder gefragt, ob ich sie in Windhoek nochmal besuchen möchte, bevor er nach Hause geht. Diese Chance konnte ich mir natürlich nicht nehmen lassen, vor allem, weil mich direkt der nächste Besuch erwartet hat. Die Ruanda-Freiwilligen kamen zu Besuch! Gemeinsam mit meinem Bruder+Co und der Ruanda-Crew haben wir Windhoek unsicher gemacht. Dabei haben wir uns vor allem auf den kulinarischen Aspekt konzentriert. Jakob, Pauline, Amelie (das sind die Freiwilligen) und Ich haben per Zufall einen Foodmarket entdeckt, an dem man sich an Ständen durch die verschiedensten Getränke und Gerichte probieren konnte. Meinen Preis für den kreativsten Namen erhält der Dolca&Kapana Stand. Im Anschluss ging es direkt ins Joes Beerhouse, um sich durch die verschiedensten Wildfleisch Arten durchzuprobieren.

Am nächsten Tag gab es dann noch All-you-can-eat-Frühstück und auch das Kapana durfte natürlich nicht fehlen.


Vintage-Stand auf dem Food-Festival

Voller Energie ging es dann in Walvis Bay in die nächste Woche. Meine U11 gewannen ihre ersten Ligaspiele, ich bin so stolz! Das haben wir natürlich auch den zusätzlichen Coaches, den Ruanda Freiwilligen zu verdanken, die mit zu den Trainingseinheiten gekommen sind und mich unterstützt haben. Von der Mannschaft wurden sie auch direkt ins Herz geschlossen und mit weit geöffneten Ohren wurde den neuen Insider-Tipps von Jakob gelauscht. So ruft eine Spielerin nun vor jedem Pass:"Come on girls, move, it's Triangle-Time!"



Doch nicht nur meine Mädels waren sportlich aktiv, sondern auch wir! Mit Jakob, Pauline und Amelie ging es für eine 17km Wanderung ins Naukluft-Gebirge und dann noch weiter nach Sossousvlei. Ich muss sagen, ich war wieder aufs Neue so geflasht von der Vielseitigkeit Namibias. Zuerst die grüne Gegend direkt an der Naukluft-Quelle genießen können und dann nur eine Stunde Autofahrt entfernt in der trockensten Wüste zu sein,ist wirklich ein unglaubliches Erlebnis!



Im Sossousvlei hat uns ein Sandsturm die Besteigung der größten Düne, dem "Big Daddy", wahrlich erschwert. Oben angekommen waren wir wirklich fix und fertig.




Der Wind hat sich nicht nur in der Wüste bemerkbar gemacht, sondern auch die folgende Woche an der Küste. Wegen dem Ostwind hatten wir eine Woche lang wunderschönes Wetter und 35 Grad. Das nenne ich mal angenehmen Winter!

Da macht die Arbeit gleich doppelt so viel Spaß. Die Kinder in der Schule sind super gut gelaunt und motiviert im Sportunterricht mitzumachen. Außerdem hat sich die Woche auch angeboten, über wichtige Themen, wie Ernährung und Wasser-Trinken zu reden.

An jenem Mittwoch hatten wir Trials für die U13, das ist wie ein Sichtungs-Training, bei dem die besten Spielerinnen aus Erongo gescoutet werden und dann im Regional-Team spielen dürfen. Die Trials selber waren das unorganisierteste Event, das ich bis jetzt miterlebt habe. Trotzdem haben meine Mädels echt erfolgreich abgeschnitten und einige konnten sich tatsächlich für das Team qualifizieren!


Die U11 hatte am Samstag danach ein großes Turnier, das zum Abschied von Mathilda, meiner Vorfreiwilligen, von ihr organisiert wurde. Und jetzt halte Dich fest, meine Mädels haben einen Pokal gewonnen! Ich war wirklich selten stolzer auf mein Team, als in diesem Moment! Wir haben zusammen gefeiert und geschrien vor Freude. Auch wenn ich die zahlreichen Stunden, die ich auf dem Fußballplatz gestanden habe und stehe, wirklich genieße, bestätigt so ein Erfolg die Arbeit nochmal. Das war wirklich ein einzigartiges Gefühl als Coach mit meinem Team Arm in Arm zu stehen und den Pokal überreicht zu bekommen. Da ist es total egal, was das für ein Turnier war. Noch viel schöner als der Sieg war eigentlich die Stimmung bei diesem Turnier. Über hundert Mädels haben insgesamt mitgemacht und alle teilen die gleiche Leidenschaft für den Fußball. Es wurde nicht nur das eigene Team angefeuert, es wurde mit jedem einzelnen Team mal mitgefiebert.



So nun habe ich mit meinem Bericht wenigstens bis Juni wieder aufholen können. Über meinen letzten Monat werde ich wohl erst wieder aus Deutschland berichten. Unglaublich, dass es jetzt schon bald so weit ist...

Much Love

Romy

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